Boris Buchholz schrieb im Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf am 13. Januar 2022 folgenden Beitrag.
Umbau S-Bahnhof Zehlendorf: Der Zugang vom Postplatz kommt erst nach 2029. Ernüchterung für Bürgerinnen und Bürger sowie die Bezirkspolitik: Nach Auskunft der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz wird der seit langem geplante Umbau des S-Bahnhofs Zehlendorf erst 2026 beginnen – allerdings nur am Teltower Damm. Die S-Bahn-Brücke wird ausgetauscht, die Straße tiefer gelegt, der Fuß- und Radweg auf der westlichen Seite aufgeweitet. Mit dem Platzgewinn soll dort dann ein zweiter Zugang zu den Gleisen entstehen. Der bisher einzige Zugang auf der Ostseite bei H&M wird samt Zugangsgebäude und Radweg saniert.
Zugang Postplatz erst nach 2029. Erst wenn 2029 die Bauarbeiten am Teltower Damm beendet sind, kommt dann ein städtebauliches Wunschprojekt der Zehlendorferinnen und Zehlendorfer zum Zuge. Zwischen dem Postplatz am „kleinen“ Teltower Damm und der Machnower Straße wird dann eine Fußgängerunterführung gebaut, ein dritter Zugang zu den Gleisen entsteht. Seit sieben Jahren fordert die Bürgerinitiative Zehlendorf diesen Zugang (2015 fand die erste Bürgerversammlung statt), seit 2010 diskutiert bereits die Bezirksverordnetenversammlung über einen weiteren Auf- und Abgang zur S-Bahn (wenn Sie wissen wollen, wie empört 2013 der damalige CDU-Bezirksbürgermeister Norbert Kopp über die Pläne von Senat und Bahn war und was Uwe Köhne von den Grünen als Lösung vorschlug, klicken Sie hier).
Erst den Zugang Postplatz bauen. Sowohl die Bürgerinitiative als auch die neue Ampelzählgemeinschaft in Bezirksverordnetenversammlung und Bezirksamt hätten die Reihenfolge beim Bau gerne umgekehrt – erst den dritten Zugang am Postplatz bauen, dann die Bahnhofsseite am Teltower Damm angehen.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Dadurch dass es aktuell nur einen Zugang zur S-Bahn gibt, der während der jahrelangen Bauarbeiten größtenteils nicht zu benutzen sein wird, plant die Bahn bisher mit einer Behelfsfußgängerbrücke (hier zu lesen). Einfacher wäre das ganze Vorhaben, wenn erst der sowieso geplante barrierefreie Zugang am anderen Ende des Bahnsteigs erstellt werden würde. Dann wäre während der Bauarbeiten der Zugang problemlos möglich, ein Behelfsbauwerk müsste nicht mehr sein. Zudem würde es der dann entstandene neue Fußgängertunnel zur Machnower Straße den Passanten und den hunderten Schülerinnen und Schülern der John-F.-Kennedy-Schule, des Droste-Hülshoff- und des Schadow-Gymnasiums und den Studierenden der Evangelischen Hochschule ermöglichen, die Baustelle am Teltower Damm zu umgehen.
Doch daraus wird wohl nichts. „Aufgrund des frühen Projektstadiums ist eine Realisierung des Zuganges Postplatz vor den Baumaßnahmen am Teltower Damm nicht möglich“, antwortet Jan Thomsen, Pressesprecher der Senatsverkehrsverwaltung, auf Nachfrage des Tagesspiegels. „Nach derzeitigem Stand ist nach Abschluss der Maßnahmen am Teltower Damm ein Baubeginn für den Zugang Postplatz ab 2029 realistisch.“
Gezogene Handbremse. Jetzt rächt sich, dass der Vorgängersenat das Projekt „Eisenbahnüberführung Postplatz“, es wird im Bahn-Sprech zu „EÜ Postplatz“ verkürzt, mit gezogener Handbremse betrieben hat. Erst war der Zugang nicht bei der Bahn in Auftrag gegeben worden, dann konnten sich Bahn und Senat nicht auf die Konditionen einigen – das Land Berlin legte die Planungen auf Eis. Erst vor einem Jahr, im Januar 2021, hob Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne) den Planungsstopp auf und verhandelte mit der Deutschen Bahn weiter (hier zum Nachlesen). Doch auch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf trieb das Projekt nicht entschieden voran. Erst hieß es 2018 von der damaligen Baustadträtin Maren Schellenberg (Grüne), dass der Bezirk keine Aktien in den Planungen habe. Anfang 2019 kündigte dann die damalige Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) an, sich „vehement“ für die Postplatz-Unterführung einsetzen zu wollen.
Der aktuelle Stand. Der Zugang Postplatz ist bei der Deutschen Bahn bestellt. Zur Zeit stimmen sich Bahn und Senat ab: „Seitens der DB werden derzeit mögliche Varianten zur Gestaltung der Zugangsanlage erstellt“, heißt es von der Senatsverwaltung. „Auf Basis dieser Variantenuntersuchung wird SenUMVK eine Vorzugsvariante auswählen, die im weiteren Prozess geplant wird.“ Die Planungen sind also noch im vollen Gange, der Projektumfang sei hoch.
Das sei auch der Grund, so der Senatssprecher, warum der Zugang vom Postplatz nicht Teil der Rahmenvereinbarung geworden ist, die der Senat mit der Deutschen Bahn zur Modernisierung von 50 S-Bahnhöfen abgeschlossen hat. In der Antwort auf eine Schriftliche Anfrage des Linken-Abgeordneten Kristian Ronneburg sind alle in der Vereinbarung geplanten Baumaßnahmen aufgeführt. Der Eintrag für den Bahnhof Zehlendorf lautet: „Neubau zusätzlicher Zugang EÜ Teltower Damm, Bahnsteigdach, bis 2031“. Im November 2018 ging die Bahn noch von einem Baustart im Jahr 2022 aus.
Viele Dächer und ein neuer Zugang: An welchen S-Bahnhöfen noch gebaut werden soll. Im Rahmenvertrag zwischen Senat und Deutscher Bahn, genauer der DB Station & Service AG (siehe vorige Meldung), sind im Südwesten folgende Bauvorhaben geplant:
· Botanischer Garten: Modernisierung Bahnsteigdach; bis 2031.
· Feuerbachstraße: Modernisierung Bahnsteigdach, Treppeneinhausungen; bis 2025.
· Friedenau: Modernisierung Bahnsteigdach; bis 2028.
· Lichterfelde-Süd: Neubau zusätzlicher Zugang; bis 2028.
· Mexikoplatz: Modernisierung Bahnsteigdach; bis 2028.
· Nikolassee: Modernisierung Bahnsteigdach; bis 2028.
· Rathaus Steglitz: Modernisierung Bahnsteigdach, Treppenüberdachung; bis 2028.
Wie teuer und umfangreich die einzelnen Maßnahmen werden und wie Kosten zwischen Bahn und Land Berlin aufgeteilt werden, konnte der Senat noch nicht mitteilen. Abschließend ist die Liste, die der Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (Linke) entstammt, auch nicht: „Die vorliegende Maßnahmenliste wird in Abstimmung zwischen dem Senat und der DB Station & Service AG jährlich fortgeschrieben“, schreibt Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne): „Hierbei werden Realisierungszeiträume und Kostenstände aktualisiert und je nach Planungsfortschritt die Projektinhalte einzelner Maßnahmen detailliert und angepasst.“