Der Bahnhof Zehlendorf samt Umgebung wird von 2026 bis 2030 zu einer Großbaustelle, was zu vielen Einschränkungen führt.
Am Teltower Damm werden auf der Ostseite des Bahnhofs die Zugänge, Brücken und Bahnsteige komplett abgerissen und neu gebaut.
Am Postplatz und an der Machnower Straße enstehen auf der Westseite des Bahnhofs neue barrierefreie Zugänge in Form einer hoffentlich lichten und hellen Unterführung.
Ein Planfeststellungsverfahren für die „Ostbaustelle“ läuft. Im April 2023 wurden die Pläne von der DB veröffentlicht. Anwohner, Betroffene und andere Akteure haben Einwendungen eingereicht. Diese wurden inzwischen gesichtet und sollten zu einem neuen Planungsstand geführt haben.
Im Juni 2023 wurde eine Machbarkeitsstudie fertig mit dem Ergebnis: Die vom Land Berlin bereits bestellten Westzugänge können parallel mit gebaut werden. Bislang hieß es, sie sollen erst 2029 zum Ende der Großbaustelle entstehen. Wir meinen, sie müssten in den ersten Bauphasen gleich mit gebaut werden!
Die von der DB gezeigten Folien finden Sie hier zum Download.
Anhand unserer 12 Fragen zur Versammlung möchten wir hier berichten, was wir aus der Versammlung am 4.9.2023 mitgenommen haben.
1. Frage: Was genau wurde nach Prüfung der Einwendungen an der Planung überarbeitet?
Diese Frage wurde an Herr Fairless gestellt, dem zuständigen Projektleiter bei DB. Die Antwort fiel wage und ausweichend aus mit dem Verweis: die Antworten auf die Einwendungen aktuell gehen erst ans Eisenbahnbundesamt und von dort erfährt man dann, was ggf. in die Planungen eingearbeitet wird oder eben nicht.
Das war also eine typisch formale Nullantwort.
In den Vor- und Nachgesprächen zur Versammlung wurde deutlichg, seit dem Planungsstand Anfang April wurde schon einiges überarbeitet und weiterentwickelt. Aber es wurde auch klar, viele Planungsdetails müssen noch überarbeitet und verbesssert werden (z.B. Integrierte Verkehrsplanung vor allem für den Bus-, Rad- und Fuß-Verkehr sowohl für die Bauzeit als auch für den Endzustandf).
2., 3. und 4. Frage: Was genau hat die DB seit Vorliegen der Machbarkeitsstudie bezüglich des Westzugangs am Bauablaufplan überarbeitet und wann werden die jeweiligen Zugänge genau gebaut?
Bislang hieß es, der Westzugang wird erst am Ende, also geplant 2029 bis 2030 gebaut. Am Montag wurde ein geänderter Bauablaufplan vorgestellt, wo der Westzugang auf der Postplatzseite 2026/2027 gleich mitgebaut wird. Und der Westzugang auf der Machnower Seite (vorerst) weiterhin erst 2028/2029.
Der erste Punkt wurde natürlich begrüßt. Warum aber nicht gleich zu Anfang der „Durchstich“ erfolgt, gerne erst auch nur als einfach nur schmucklose, technisch nutzbare Unterführung, verstand (fast) keiner im Saal.
Es wurde klar, der Bauablauf entscheidet sich an der Frage, was wird von 2026 bis 2028 der Behelfsbahnsteig für den S-Bahnbetrieb, wird es der zum Behelfsbahnsteig hergerichte Bahnsteig B oder ein extra nur für die Baustellenzeit erreichteter Behelfsbahnsteig am Bahnhang neben der Machnower Straße?
Die meisten im Saal forderten, der vorhandene Bahnsteig B soll Behelfsbahnsteig werden (gerne auch erst nur provisorisch ertüchtigt).
Die DB plant einen schmalen Behelfsbahnsteig am Hang der Machnower komplett neu zu bauen, der am Ende der Bauzeit dann wieder abgerissen wird. Warum aus Sicht der DB der inaktive Bahnsteig der Regionalbahn nicht als Behelfsbahnsteig genutzt werden kann, werden folgende Gründe genannt:
– der befindet sich in einem nicht betriebsfähigen Zustand (ja, aber das zu ändern, ist baulich vermutlich kostengünstiger als das Behelfsbahnsteigbauwerk am Hang).
– die Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Personen ist nicht gegeben (ja, der Hang-Behelfsbahnsteig soll eine Rampe bekommen, aber wenn der „Durchstiff“ gleich am Anfang erfolgt, kann der Behelfsbahnsteig auf Bahnsteig-B entweder einen (ggf. provisorischen) Aufzug bekommen oder man baut eine ca. 25 Meter lange Hin- und Her-Rampe in Fortsetzung des Bahnsteigbereichs Richtung Westen.
– Treppenanlagen und die Treppenbereiche sind für die Reisendenzahl nicht ausreichend (ja, die Treppe zum alten Regionalbahnsteig auf der Ostseite ist deutlich schmaler, als die, die wir aktuell zur S-Bahn hochgehen, aber wenn der „Durchstiff“ gleich am Anfang erfolgt, kann der Behelfsbahnsteig auf Bahnsteig-B von der Westseite eine für die Reisenden ausreichend breite Treppe erhalten. Weil es den zweiten breiten Westzugang gibt, kann dann ggf. auch der vorhandene schmalere Ostzugang während der Bauzeit für die Nutzung provisorisch ertüchtig und genutzt werden.
– Die Höhe der Bahnsteigkanten sind für den S-Bahnbetrieb nicht ausgelegt (ja, aber aus DB-Fachkreisen wissen wir von vielen anderen vergleichbaren Baustellen: eine temporäre Aufhöhung ist in solchen Fällen üblich und Stand der Technik).
Frage 5: Wird im Zuge der Bauarbeiten das entwidmete Gleis 863 entfernt?
Wer auf dem S-Bahnsteig steht und Richtung Postplatz schaut, sieht neben dem S-Bahngleis Richtung Wannsee noch ein zweites Gleis, was da schon lange ungenutzt liegt und an einem Polller kurz vor der Teltower-Damm-Brücke endet.
Wenn das wegkommt und die neue Unterführung direkt nördlich des S-Bahngleises endet, entsteht auf der Postplatzseite mindestens 5 Meter mehr Platz für die Zugangsbauten und damit wird die Unterführung sicherer und heller und es ergeben sich stadtplanerisch ganz neue Möglichkeiten diesen Zugang in die neue Bahnhofsvorplatzgestaltung im Postplatz zu entwickeln.
Auf diese Frage wurde in der Versammlung nicht explizit eingegangen. Aber ich hatte sie schon im Vorgespräch der DB gestellt und in den Folien wird ersichtlich: Ja das Gleis wird im Bereich neben dem Bahnsteig zurückgebaut und entfernt. Der Westzugang am Postplaz bekommt also mehr Raum.
Fragen 6 und 7: Wann stellt die DB die favorisierten Bauvarianten für die Westzugänge vor und durch wen, wann und wie wird die „beste“ Variante festgelegt?
Darauf gab es offiziell nur ausweichende Antworten. Auf den Folien heißt es, bis Ende Oktober 2023 soll in Abstimmung mit SenMVKU die Vorzugsvariante festgelegt werden.
Aus unserer Sicht muss es in dieser Frage noch unbedingt in den nächsten eine Form der Bürgerbeteiligung geben. Das mindeste ist, das vor der Endfestlegung die Vorzugsvarianten mit deren genauen Lage der technischen Unterführung veröffentlicht werden, damit Bezirk und Bürgerschaft dazu noch Stellung nehmen können. Wie genau die Zugangsbauwerke auf beiden Seiten mit Treppen und Rampen oder Aufzügen geplant werden, muss bis Ende Oktober noch nicht feststehen.
Frage 8: Welche Teile der Baulogistik will bzw. kann die DB vom Stadtgelände auf das Bahngelände verlagern?
Dazu klangen die Antworten eher nach dem Motto, da müsst ihr Zehlendorfer einfach durch. Bau macht eben Dreck und Lärm.
Wir fragen nach wie vor: Welche alternativen Varianten für die Baulogistik auf dem Bahngelände (vor allem Richtung Westen ist da viel Platz) wurden geprüft und könnten in eine geänderte Baulogistik noch einfließen. Wem ist geholfen, wenn am Ende der Bauzeit der Bahnhof fertig ist, aber das Einkaufszentrum wirtschaftlich am Boden liegt.
Frage 9: Sichert die DB den 10-Minuten-Takt der S-Bahn während der Bauzeit?
Darauf gab es ein klares JA! Das ist gut und wichtig!
Frage 10: Was plant die DB während weiter in Sachen Information, Einbund der Anwohner, des lokalen Gewerbes und der Bahnfahrenden zu tun?
Dazu hieß es nur formal: Ggf. gibt es im Rahmen des weiteren Planfeststellungsverfahren noch Erörterungstermine. Ein baubegleitende Baustelleninformation wird zugesichert.
Wir meinen, falls die DB in den kommenden 12 Monaten keine weitere Informationsveranstaltung organisiert, steht die Senatsverwaltung in der Pflicht.
Und wenn auch die dafür keinen Anlass sieht, muss der Bezirk das organisieren und DB- und SenMVKU-Vertreter einladen, damit die dort Rede und Antwort stehen.
Gerade läuft im Bezirksamt die Auswahl, welches Stadtplanungsbüro für die Erarbeitung des von uns lange geforderten „integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) beauftragt wird. Im Oktober startet das Projekt. Im November ist die Eröffnungsveranstaltung geplant. Bis Ende Oktober 2024 läuft das Projekt und in der Zeit wird es bestimmt auch eine Bürgerversammlung geben, in der die Bahnhofsbaustelle zum Thema gemacht wird.
Frage 11: Wann werden die den Planungen zugrunde liegenden Kosten-Nutzen-Kalkulation öffentlich gemacht?
Konkrete Zahlen liegen immer noch nicht auf dem Tisch. Auf der Versammlung wurde mehrfach davon berichtet, dass es für die Erstellung der Unterlagen natürlich für alles eine Kostenkalkulation gibt. Auf Rückfrage sprach Herr Fairless nur von einer Gesamtsumme, die zusammen einige Dutzend Millionen ergeben.
Für jedes größere öffentliche Bauprojekt müssen zumindest die Grobkalkulationen öffentlich gemacht werden. Allein schon um nachvollziehen zu können, wie teuer würde z.B. der Behelfsbahnsteig am Hang und was die Einrichtung des Behelfsbahnsteigs auf dem alten Regionalbahnsteig.
Die Senatsverwaltung hat bislang selbst auf parlamentarische Anfragen ausweichden und ohne Zahlen zu nennen reagiert.
Wir fragen: Müssen wir da erst vor Gericht gehen?
Frage 12: Was muss geschehen, damit die Senatsverwaltung zu der Entscheidung kommt: „Wir bestellen die Erneuerung des gesamten Bahnhofs gleich so, dass er anschließend direkt auch als Regionalbahnof nutzbar ist.“?
Auf diese Frage beharrte Herr Reupke als Vertreter der SenMVKU weiterhin auf der Position: Sogenannte „Vorratsbauwerke“ lohnen sich nicht, wenn z.B. gleich das Gleis 2 mitgebaut wird oder der Bahnsteig so saniert wird, das er am Ende als Regionalbahnof nutzbar ist.
Wir meinen, das ist zu kurz gedacht. Wer Klimaschutz und Verkehrswende im so oft betonten neuen Deutschlandtempo will, der muss auch liefern und an allen Stellen, wo es geht, Regionalbahnverkehr ausbauen!