Liebe Zehlendorferinnen, liebe Zehlendorfer, liebe Freunde Zehlendorfs,
wir als Bürgerinitiative helfen ja gerne der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klima (SenUVK) , dem Bezirk und der Deutschen Bahn (DB), damit sie rechtzeitig und transparent über die Bauplanungen am Bahnhof Zehlendorf informieren.
Wenn Staat und öffentlicher Dienst in ihrer Kommunikation versagen, helfen wir als Bürger gerne nach.
Vor einem Jahr, am 06.11.2018 hat die DB auf unsere 13. Bürgerversammlung erstmals öffentlich den Planungsstand zu den Bauvorhaben am Bahnhof Zehlendorf vorgestellt. Damals hieß es, DB und SenUVK bemühen sich, bald die Verträge für die Bestellungen der Bauleistungen am Bahnhof Zehlendorf (EÜ Postplatz = der neue Westzugang zum Bahnhof mit Zugängen vom Postplatz und von der Machnower, EÜ Teltower Damm = Erneuerung der Eisenbahnbrücken über den Teltower Damm) zu unterschreiben.
Wie so oft in Berlin dauert vieles länger als angekündigt. Projekte werden zu komplizierten Großvorhaben. Mit steigender Komplexität verzögern sich dann auch einfache Teilprojekte, werden verschleppt und mit zunehmender Planungsdauer müssen dann alte Planungen immer wieder neu aktualisiert werden. Aus Sicht der Bürger dauert das dann alles viel zu lange.
Am 24.10.2019 haben wir auf unserer 16. Bürgerversammlung die Fragen zum Stand der Bauvorhaben erneut aufgerufen. Dankenswerterweise war wieder Herr Klatte als Vertreter der DB da und hat uns und die Öffentlichkeit auf den neuesten Planungsstand gebracht.
Es lag und liegt weniger an der DB, dass die Bauaufträge immer noch nicht bestellt sind. Der Ball dafür liegt seit über einem Jahr im Feld der SenUVK, die, wie sie uns immer wieder meldet, wegen Personalengpässen und internen Überlastungen und Umstrukturierungen immer noch nicht abschließend über die Vorhaben entschieden haben.
Bald aber, so heißt es, sollen die Verträge endlich unterschrieben werden, sowohl für das Bauvorhaben EÜ-Postplatz als auch für die EÜ Teltower Damm.
Im Nachgang der Versammlung am 24.10. haben wir Sie am 25.10. über den Planungsstand zu den Bauvorhaben per Infomail informiert.
Am 30.10.2019 hat die DB ihre Sicht auf den neuen Planungsstand für alle öffentlich auf dem Bauprojekteportal der DB zu den Bauprojekten am Bahnhof Zehlendorf online gestellt.
Herr Klatte, hat uns in zwei E-Mails vom 29.10. und 5.11. gebeten, zu einigen Stellen der Infomail nochmals einige Klarstellungen von seiner Seite an Sie weiterzureichen, was wir hiermit gerne machen (siehe Anhang P.S.).
Bitte entschuldigen Sie den manchmal etwas harschen Tonfall in den Kommentaren von Herrn Klatte. Ihm geht es um die Sache und das finden wir gut so. Er informiert uns wenigstens, während SenUVK und Bezirk uns nur weiter vertrösten.
Sie werden merken, die Unterschiede in der Interpretation der Richtigkeit von Berichterstattung basieren meist darauf, dass wir als Bürgerinitiave versuchen, eher offensiv JA-WENN-Aussagen einzufordern, und er es als Ingenieur eher defensiv mit NEIN-WEIL-Aussagen arbeiten muss. Und da ist die Übersetzung oftmals nicht so einfach.
Die Positivthese „Die Erde ist eine Kugel“ ist eben schwieriger als „wahr“ zu beweisen als die Negativaussage „Der Mond ist nicht aus Käse“. Ich bin ebenso wie Hr. Klatte gelernter Ingenieur und kann daher gut verstehen, warum Techniker ihre Thesen lieber auf Nicht- oder Kein-Aussagben aufbauen, auch wenn sie nicht aus Käse sind.
Unabhängig von Kugel oder Käse geben wir die Hoffnung nicht auf, dass noch vor Weihnachten 2019 weißer Rauch aus der SenUVK aufsteigt und Staatssektretär Streese endlich öffentlich bekannt gibt: „Der Vertrag für den Westzugang ist unterschrieben. Rechnen Sie mit Bau und Fertigstellung des neuen Bahnhofszugang von der Machnower-Seite bis Ende 2022 und von der Postplatzseite bis Herbst 2023.“
Das mag wie ein naiver Weihnachtswunsch klingen. Aber wünschen ist ja nicht verboten.
Wir bleiben dran und werden, so oder so, weiter nachfragen und berichten.
Viele Grüße
Christian Küttner
P.S. Kommentare von Herrn Klatte zur Berichterstattung der Bürgerinitiative über die Bürgerversammlung am 24.10.2019
Hinweis: Der rote Text war jeweils Teil unserer Infomail. Der blaue Text sind die korrigierenden Kommentare von Hr. Klatte. Der schwarze Text jeweils erläuternde Worte von uns zu den roten und blauen Passagen davor.
…Wichtig war gestern auch die Erkenntnis, inzwischen sind sich vom Bezirk, über die Senatsebene bis zu den Projektplanern bei der Bahn alle einig: Es macht Sinn, ERST den neuen WESTZUGANG zu bauen und DANN Abriss, Um- und Neubauten am EÜ-Teltower Damm anzugehen! à diese Aussage habe ich nicht getätigt. Dafür gibt es auch noch keine betriebliche und wirtschaftliche Betrachtung!
Da hat Hr. Klatte Recht. Uns ging und geht es auch mehr um den SINN aus menschlicher Sicht und weniger um betriebliche oder wirtschaftliche Betrachtungen.
…Und wenn man das so will, dann wurde gestern klar, das geht einfacher, wenn der neue Westzugang vom Postplatz und der Machnower als REINER BAHNHOFSZUGANG (ohne Radweg, aber trotzdem mit barrierefreien Rampen) bestellt und gebaut wird. à das ist eine einseitige Berichterstattung; der Anwohner im Publikum rechts mittig (von mir aus) hat sich klar für einen Radweg ausgesprochen. Das Abstimmungsergebnis sah auch eher nach 50:50 oder leichtem Überhang gegen einen Radweg aus; Aber auf keinen Fall „Klar“
Die Abstimmung ergab mit Mehrfachstimmrecht geschätzt 50 % Zustimmung zur Frage „Radweg wäre schön“ und ca. 70 % Zustimmung zur Frage „Radweg muss dort nicht umbedingt sein“. Der Anwohner rechts im Publikum war kein Anwohner, sondern ein Mitglied der Grünenfraktion, der im Stadtplanungsausschuss sitzt und als bekennder Radfahrer gerne immer wieder nachfragt, ob man bitte überall auch die Radfahrerinteressen berücksichtigt.
…Die Rampen und die 8 Meter Unterführungsbreite böten genug Platz für einen parallelen Radweg und wären auch baulich und kostentechnisch kein Problem. Daher wird immer wieder gefragt: Soll man dann dort nicht auch gleich einen Radweg mitplanen? Die Antwort lautet eindeutig: Nein. à die abhängige Darstellung ist falsch! Das Bauwerk ist nur so breit, weil von Beginn an ein Radfahrweg durchgeführt werden sollte! Nicht andersherum.
Wir möchten keinen Historikerstreit über diese Frage beginnen, aber wir als Bürgerinitiative besitzen fast alle Unterlagen über die inzwischen über 30 verschiedenen Bahnhofs-Umbauplanungen von 1989 bis heute. Wir haben auch die ersten Bestellungspläne der Senatsverwaltung 2015 eingesehen, als der neue Zugang im zuständigen Fachreferat anfangs noch als reiner Bahnhofszugang geplant wurde. Erst danach wurde aus senatsverwaltungsinternen Mischfinanzierungsüberlegungen (das Radreferat sollte aus seinem größeren Finanztopf dem ÖV-Referat mit seinem kleineren Finanztopf Geld querfinanzieren) dann auch ein Radweg mitgeplant und gegenüber der DB auch eine entsprechende Bestellung ausgelöst. Diese wurde aber, wie berichtet, im Sommer 2018 dann wieder zurückgeändert, auf eine Bestellung als reinen Bahnhofszugang. Die Unterführungsbreite war bei allen Plänen gleich, nur die genaue Lage und Varianten der Rampen- und Treppenausführungen änderten sich je nach Bestellvariante.
…Für die Bestellung als reinen Bahnhofzugang gibt einen formalen Grund: Ohne Radweg ist es formal ein einfaches Bahnbauwerk, das zwar das Land bestellt und bezahlt, aber es braucht kein langes Genehmigungsverfahren und kann dann jederzeit sofort und schnell gebaut werden. à vollständig falsch; auch für einen Bahnsteigzugang muss es ein Genehmigungsverfahren geben!!! D.h. falls sich die Planungen und Genehmigungen für die Brücken oder den Ostzugang oder den Umbau des Regionalbahnofs länger als geplant hinziehen, kann der Westzugang auch schon 2021 oder 2022 fertig sein. à unwahrscheinlich aufgrund o.g. Ausführung
Wir schreibe ja, es braucht ein Genehmigungsverfahren, nur eben kein so langes. Die SenUVK spricht bei einem reinen Bahnhofszugang von ca. 2 Jahren für den Planungs- und Genehmigungsvorlauf, aber eben von deutlich längeren bis zu 5 Jahren bei einer Unterführung mit Kreuzungsvereinbarung.
Wenn SenUVK und DB wirklich wollen, kann der Westzugang 2022 fertig sein. Das Recht lässt auch Beschleunigungen im Planungs- und Genehmigungsvorlauf zu, wenn beide Seiten das nur wollen oder Dringlichkeit dies erfordert.
…Herr Klatte sagte dazu: Noch ist das nicht Teil der Bestellung. Aber technisch wäre es ohne weiteres denkbar, dass zumindest für die Bauphase dann auf Bahnsteig B übergangsweise der S-Bahnverkehr weiterlaufen kann. Versprechen kann er es aber erst, wenn klar ist, auch der Bahnsteig B wird im Zuge der Großbaustell Bahnhof Zehlendorf erneuert. à schlicht weg falsch und das Gegenteil; ich habe gesagt, dass die bauzeitliche Ertüchtigung des Bahnsteiges aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zur Herstellung einer temporären Verkehrssicherung NICHT in Betracht kommt!!! Ihre Formulierung „Noch nicht Teil der Bestellung.“ Suggeriert auch einen vollkommen falschen Eindruck, als wenn etwas im Zulauf wäre. Das ist nicht der Fall!
In dieser Passage hätten wir wirklich klarer schreiben sollen, was genau Herr Klatte gesagt hat und was wir aus den verschiedensten Äußerungen von Bahnvertretern in den letzten Jahren dazu meinen als DB-Position verstanden zu haben.
Vor einem Jahr galt es aus DB-Sicht in dem Folienvortrag von Herrn Klatte noch als undenkbar, übergangsweise auch den Bahnsteig B für den S-Bahnverkehr zu nutzen. Da war nur von einem eingleisigen Betrieb auf Bahnsteig A die Rede.
In den Ausführungen am 24.10.2019 war es daher für uns erfreulich zu hören, dass aus technischer Sicht heute nichts mehr dagegen spricht, übergangsweise den S-Bahnhverkehr auf Bahnsteig B zweigleisig weiterlaufen zu lassen.
Richtig ist, die Ertüchtigung des Bahnsteig B und der Bau eines zweiten Gleises im Bahnhofsbereichs dort kostet noch einmal extra Geld und da müsste erst noch die Wirtschaftlichkeit (finanzieller Zusatzaufwand und Mehrwert bei Servicequalitiät …) noch genauer abgewogen werden.
Da ich selbst beruflich seit nunmehr 25 Jahren beruflich als Dienstleister u.a. auch für die Deutsche Bahn tätig bin, kenne ich inzwischen viele Leute dort persönlich. Viele Bahner, die von außen auf die Baustelle am Bahnhof Zehlendorf schauen, sagen mir, das ist ein Traum für jeden Planer, so viel Platz im Bahnbereich für die Baustelle und dann kann man auch noch mit wenig Aufwand einen vorhandenen Bahnsteig als Behelfsbahnsteig ertüchtigen. Auf die nächsten 100 Jahre gerechnet lohnt es sich sogar, dass die DB notfalls aus Eigenmitteln dort den Bahnsteig und Gleise für den Regionalverkehr vorfinanziert, wenn sich heute die Länder Berlin und Brandenburg als Besteller noch schwer tun.
Richtig ist, für diese Entscheidung müssen sich Land und Bund vorab einigen, welche Seite was bezahlt. Für uns Bürger ist das egal, ob das aus Steuergeldern der Bundeskasse oder der Landeskasse kommt.
Aber leider dauern die Planungen, wie in unserem Fall, weniger wegen der technischen Vorplanung so lange, sondern weil jede Institution erstmal nur an ihren eigenen Mustopf denkt und jeder erstmal die andere Seite auffordert, möglichst viel der Kosten zu übernehmen. Diese fruchtlose Geldgezerre dauert in unserem Fall nun mehr als 5 Jahre. Aus Steuerzahlersicht ein absolutes Unding.
Da wünscht man sich als Bürger machmal eine unabhängige Schiedsstelle. Hätte man die 2015 über die beiden Vorhaben entscheiden lassen, könnten wir heute wahrscheinlich bereits den neuen Westzugang nutzen.
So heißt es, weiter Geduld haben, bis endlich geklärt ist, wer was bezahlt.