Hallo Zehlendorf,
die Aula im Droste gestern war voll. Der Abend war äußerst informativ. Viele Fragen wurden gestellt, fast alle konnten beantwortet werden. Es war gelebtes Bürgerforum im besten Sinne.
Danke an alle, die da waren.
Danke an Hr. Klatte von der Deutschen Bahn, an Fr. Schellenberg vom Bezirksamt und medial an Hr. Staatssekretär Streese, der sich medial per SMS und Telefon hat zuschalten lassen.
Danke den vielen anwesenden Verordneten der Bezirksversammlung für die Teilnahme an der Diskussion. Und Danke auch an die anwesenden Mitglieder des Abgeordnetenhauses (MdA).
Einen großen Dank auch an Fr. Dr. Wittkowski, die Schulleiterin der Droste, dass sie für die Versammlung die Aula als Raum zur Verfügung gestellt hat, aber auch für ihre neuesten Informationen über den Planungsstand in Sachen Schulbausanierung.
Wir haben der gestrigen Versammlung den Titel „Großbaustelle Zehlendorf – Chaos oder Chance“ gegeben und hatten dabei ein mulmiges Gefühl: Warnen wir vor etwas, was vielleicht gar nicht kommt? Das ist doch noch lange hin, bis die Baustellen anfangen, oder? Spinnen wir, wenn wir sagen, ab 2022/2023 beginnen gleichzeitig mindestens vier Großbaustellen, am Bahnhof, am Rathaus, an der Droste und am Schadow?
Nach zwei Stunden Information und Diskussion war klar, wir träumen nicht. Da wurde seit Jahren einiges an Bauplanung und Sanierung immer weiter verschoben und verzögert. Aber das mit dem Verschieben geht nicht mehr lange weiter, die Knoten lösen sich gerade und bald geht alles zusammen los. Das kommt Chaos auf uns zu, aber auch eine Menge Chancen.
Der Abend führte allen vor Augen: es ist immer weniger eine Frage des „Ob“ sondern bald nur noch eine Frage des „Wann“ der Bezirk das lange geforderte integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) für Zehlendorf Mitte im Bürgerdialog erarbeitet.
Vorgestern, am Mittwoch den 23.10., wurde der ISEK-Einwohnerantrag als zweifacher Fraktionsantrag in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingebracht und seine Weiterbehandlung in den Aussüssen beschlossen.
Am 5. November werden die beiden ISEK-Anträge im Stadtplanungsausschuss öffentlich beraten. Wir werden hingehen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Beratungen mitzuverfolgen.
Wenn die Verordneten gut arbeiten, kann der Antrag noch dieses Jahr in den Haushaltsausschuss gehen und noch vor Weihnachten in der BVV beschlossen werden.
Drücken wir die Daumen.
Liebe Grüße und ein schönes Herbstwochenende wünsche ich.
Christian Küttner
P.S. 1: Zu den Großbaustellen Rathaus und Schulen gäbe es einiges von gestern zu berichten, aber wirklich neue Fakten werden in Sache Schulen erst in den nächsten Tagen erwartet und zum Rathaus erst irgendwann zum Jahreswechsel. Wenn wir da Neues erfahren, werden wir davon berichten.
P.S. 2: Die Großbaustelle Bahnhof betrifft uns alle. Da gab es gestern einige Neuigkeiten. Wen es interessiert, was gestern dazu gesagt, gefragt und neues berichtet wurde, liest hier einfach weiter.
Der Abend begann damit, dass Herr Klatte, DB Netz – Regionales Projektmanagement, als Projektleiter uns auf den aktuellen Planungsstand zur Großbaustelle Bahnhof Zehlendorf gebracht hat.
Dabei geht es um die Baustellen „EÜ-Postplatz“ (EÜ steht für Eisenbahn-Überführung aus Eisenbahnersicht, aus Fahrgastsicht ist damit gemeint eine neue Unterführung zwischen Postplatz und Machnower als neuer Westzugang zum Bahnhof Zehlendorf) und „EÜ-Teltower Damm“ (aus Fahrgast- und Stadtplanungssicht ist damit gemeint die komplette Sanierung/Erneuerung der S-Bahn- und Eisenbahnbrücken über den Teltower Damm inkl. des bisherigen Ostzugangs und aktuell geplant auch eines neuen Mittelzugangs unter den neuen Brücken und inkl. Erneuerung der öffentlichen Wegungen im Brückenbereich (Straße, Radwege, Fußwege).
Neu ist, dass die aktuelle Planung beim EÜ-Teltower Damm davon ausgeht, dass auch der Ostzugang inkl. Decken (im Prinzipg nochmal ein extra Set neuer Brücken) denkmalgerecht neugebaut wird. Dabei soll der bisherige Durchgang um 1 Meter nach Osten erweitert werden (denken sie sich einfach den Asia-Imbiss und die Gemüsekisten um einen Meter vom Rathaus kommend nach links verschoben vor).
Anbei finden Sie die Folien, auf denen Sie die neuen Skizzen anschauen und die neuen Zeitpläne lesen können. Diese Informationen gab es gestern vorab. Heute spätestens Montag können Sie sie auch als aktualisierte Onlinefassung auf dem Baustellenportal der DB nachlesen.
Man rechnet derzeit mit einem Vertragsabschluss zur Bestellung „EÜ Teltower Damm“ noch dieses Jahr, spätestens im ersten Halbjahr 2020. Dann folgen noch knapp 1 Jahr Planung, dann ca. 2 Jahre für die Genehmigung und dann ab ca. 2023 geschätzt 2,5 Jahre Bau bis Mitte 2025.
Die DB drängt, weil das Provisorium an der Nordbrücke zwar hält und sicher ist, aber keiner weiß, wie lange noch und die S-Bahnen, die stadtauswärts fahren, vor der Brücke schon seit Monaten abbremsen müssen und die Anlage nur im Schritttempo befahren.
Und was ist mit dem 2. Zugang vom Postplatz bzw. der Machnower? Manche nennen den Zugang inzwischen bereits 3. Zugang, wobei der Ostzugang als 1. und der nun neu geplante Mittelzugang unter den Brücken als 2. Zugang gezählt wird. Also ACHTUNG, fragen Sie in Zukunft immer nach, von welchem genau gesprochen wird. Wir empfehlen allen, auch den Planungsgruppen bei der DB und in der Senatsverwaltung: Sprechen Sie doch bitte für alle verständlich besser vom Ostzugang, Mittelzugang und Westzugang.
Am Vorabend auf der Bezirksverordnetenversammlung stellt Hr. Hippe (CDU) die Anfrage: Treffen Gerüchte zu, dass der Senat die Bestellung des zweiten Ausgangs S-Bahnhof Zehlendorf (Postplatz) bei der DB nicht ausgelöst oder sogar zurückgenommen hat?
Unsere Bezirksbürgermeisterin antwortete darauf: Stand Ende September/Anfang Oktober sei nach ihrem Kenntnisstand die Bestellung aktuell „zurückgestellt“. Es blieb an dem Abend unklar, was genau Sie damit meint.
Daher haben wir gestern Mittag bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klima (SenUVK) nachgefragt und Herr Klatte hat gestern Abend die Antwort des SenUVK auf Nachfrage auch nochmals bestätigt: Die Bestellung für den EÜ-Postplatz liegt der DB weiterhin vor, sie wurde NICHT zurückgenommen oder zurückgestellt.
Auf der Versammlung gestern erreichte uns zudem eine SMS vom Staatssekretär, Hr. Stresse, in der er betont, dass die Senatsverwaltung die Endabstimmungen zum EÜ-Teltower Damm bald bald abschließen will und bald BEIDE Bestellungen ausgelöst werden sollen.
Wichtig war gestern auch die Erkenntnis, inzwischen sind sich vom Bezirk, über die Senatsebene bis zu den Projektplanern bei der Bahn alle einig: Es macht Sinn, ERST den neuen WESTZUGANG zu bauen und DANN Abriss, Um- und Neubauten am EÜ-Teltower Damm anzugehen!
Vor einem Jahr war das noch nicht so klar. Aber, wo nun auch der alte Ostzugang abgerissen und neu gebaut werden soll, wird es noch zwingender: Erst muss es einen neuen Bahnhofszugang von Norden UND von Süden geben, bevor man an die Großbaustelle am und über dem Teltower Damm rangeht.
Und wenn man das so will, dann wurde gestern klar, das geht einfacher, wenn der neue Westzugang vom Postplatz und der Machnower muss als REINER BAHNHOFSZUGANG (ohne Radweg, aber trotzdem mit barrierefreien Rampen) bestellt und gebaut wird.
Die Rampen und die 8 Meter Unterführungsbreite böten genug Platz für einen parallelen Radweg und wären auch baulich und kostentechnisch kein Problem. Daher wird immer wieder gefragt: Soll man dann dort nicht auch gleich einen Radweg mitplanen? Die Antwort lautet eindeutig: Nein.
Für die Bestellung als reinen Bahnhofzugang gibt einen formalen Grund: Ohne Radweg ist es formal ein einfaches Bahnbauwerk, das zwar das Land bestellt und bezahlt, aber es braucht kein langes Genehmigungsverfahren und kann dann jederzeit sofort und schnell gebaut werden. D.h. falls sich die Planungen und Genehmigungen für die Brücken oder den Ostzugang oder den Umbau des Regionalbahnofs länger als geplant hinziehen, kann der Westzugang auch schon 2021 oder 2022 fertig sein. Mit Radweg bestellt entsteht trotz gleicher Bauweise formal dort eine Kreuzungbauwerk (öffentliche Wege des Landes Berlins kreuzen Schienenwege der Bundesrepublik Deutschlang). So ein Kreuzungsbauwerk muss durch alle Instanzen genehmigt werden. Und das kann bekanntlich Jahre dauern, unabhängig davon ob der Bundesverkehrsminister aus Bayern, Berlin oder Brandenburg kommt.
Aber es gibt auch einen geographischen Grund: Der Westzugang liegt höher als die Radwege unter den Brücken und daher führen die Rampen auf beiden Seiten Richtung Osten und das hat Folgen, die den neuen Westzugang für Radfahrer nicht so anziehend macht.
Spielen wir mal alle Fälle durch (Wenn Sie kein Rad fahren, überspringen Sie die nächsten Absätze einfach).
Wenn ich mit dem Rad z.B. von Südwesten (also von der Machnower z.B. der Droste oder aus Kleinmachnow) komme, fahre ich auf dem rechten Radweg der Machnower, rolle den Berg Richtung Osten runter, müsste unten an der Kreuzung die Machnower kreuzen, dann die Machnower wieder Richtung Westen hochtreten, um die neue Rampe zu nutzen, unter den Gleisen Richtung Norden durchfahren, um dann auf der Postplatzseite mich die Rampe nach Osten wieder hochzuquälen und, puh, um dann, aaaah, z.B. den kleinen Teltower Damm runterzurollen, am Überweg vor Bettenschmitt zu warten, oooh, und dann endlich wieder auf dem gewohnten Radweg Richtung Norden weiterzuradeln. Ne, da würde ich lieber, wie bisher, gleich den Teltower Damm von der Machnower kommend kreuzen, den Radtunnel auf der Ostseite nutzen, den Schwung mitnehmen und an der Bettenschmitt-Ampel vorbeicruisen.
Wenn ich mit dem Rad von Süden (also von der JFK, von Süd-Zehlendorf oder Teltow) komme, würde ich auch nicht extra den Teltower Damm überqueren und den neuen Weg die Machnower hoch zur neuen Rampe wählen, sondern, wie bisher, den Ost-Radtunnel nutzen, auch wenn ich auf der Nordseite zur Rathausseite oder zum Schadow will.
Wenn ich mit dem Rad auf dem Teltower Damm von Norden komme und Richtung Süden nach Teltow oder Südwesten zur Droste oder Richtung Kleinmachnow will, bleib ich auch unten, wie bisher.
Wenn ich von Nordwesten (also vom Schadow, der Anhaltinerstraße oder der Martin-Buber-Straße) komme, würde ich als Radfahrer ebenso in den meisten Fällen eher den altbekannten Weg den kleinen Teltower Damm runterollen, dann rechts abbiegen und den Teltower Damm Richtung Süden fahren.
Theoretisch lohnt sich die neue „Abkürzung“ durch den Westzugang (Rampe runter Richtung Westen zurückfahren, dann Unterführung Richtung Süden durchrollen, dann die Rampe Richtung Osten runterrollen, dann die enge Wende auf den Radweg Richtung Westen nehmen und die Machnower wieder hochtrampeln), wenn sie denn erlaubt wird, nur für Nerds oder wendige Radfahrer. Für alle, die, wie ich, eher gemütlich radfahren und auf Sicherheit bedacht sind, bleibt der alte Weg unter den Brücken durch, viel sicherer, fließender und bequemer.
Das Rad schiebend wird der neue Westzugang für den einen oder die andere eine attraktive Abkürzung. Für die meisten, wie für die Fußgängeer, wird der neue Zugang aber vor allem nur eine sehr beliebte Abkürzung von oder zur S-Bahn.
Bleibt noch eine Frage offen, die gestern auch gestellt wurde: Ob bei dem Umbau, wie von der Bürgerinitiative bereits vor einem Jahr vorgestellt und gefordert, auch der Bahnsteig B, der alte und zukünftige Regionalbahnhof Zehlendorf, als wieder voll nutzbarer Bahnsteig hergestellt wird.
Herr Klatte sagte dazu: Noch ist das nicht Teil der Bestellung. Aber technisch wäre es ohne weiteres denkbar, dass zumindest für die Bauphase dann auf Bahnsteig B übergangsweise der S-Bahnverkehr weiterlaufen kann. Versprechen kann er es aber erst, wenn klar ist, auch der Bahnsteig B wird im Zuge der Großbaustell Bahnhof Zehlendorf erneuert.
Gut, dass wir gestern die Versammlung als Bürgerforum für all diese Fragen und Diskussionen bieten konnten.
Angesichts der Größe der Baustelle, wird es sicherlich in den nächsten Monaten und Jahren noch weitere Foren und Veranstaltungen geben, auch von uns.
Der nächste wichtige Schritt dafür ist, dass die beiden Bestellungen, möglichst noch in 2019, als Verträge unterschrieben werden und endlich Planungssicherheit für alle geschaffen wird.