Seite wählen

In unserer Info-Mail vom 6.8.20 geht es in der Hauptsache um die Frage, werden wir als Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Wochen und Monaten an der Ausformulierung der Ziele und Anforderungen für den städtbaulichen Wettbewerb zum Rathaus-Areal beteiligt.

Aber lesen Sie selbst, was wir unter der Überschrift „Was gibt es Positives von uns zu berichten“ geschrieben haben.

Hallo Zehlendorf,

in unserer letzten Info-Mail haben wir leider in einem eher negativen, aber hoffentlich immer noch humorvollen, Ton über das Verhindern, Vertagen und Verweigern schreiben müssen.

Es ging aber auch um das schwere Thema der chronischen Rathaus-Depression. Wie viel Geduld die Berliner Kommunalpolitik und -verwaltung in Sachen Umsetzung von uns verlangt, das ist schon dalai-lama-mäßig.

Sie wissen, unsere Grundhaltung ist normalerweise nicht das Meckern, sondern das Vorschläge-Machen und das FÜR-Sprecher-Sein. So bleibt die letzte Info-Mail hoffentlich eine Ausnahme.

Heute fragen wir: Was gibt es Positives zum Ende der Sommerpause von uns zu berichten?

  1. Wir hatten kürzlich ein Gespräch mit der Bezirksbürgermeisterin, Frau Richter-Kotowksi.
    2. Es wird täglich dringender etwas zu tun für mehr Verkehrssicherheit und Gesundheit, d.h. umgekehrt etwas tun gegen den weiter steigenden fossilen PKW-Verkehr und den lauten und gefährlichen LKW-Verkehr in unserer Stadt.
    3. Für die Abriss-Umbau-Neubau-Planungen auf dem Rathaus-Areal inkl. dem Gelände der Stadtbibliothek ist die Ausschreibung eines städtebaulichen Wettbewerbs in Vorbereitung.
    4. Bis Weihnachten veröffentlicht das Bezirksamt den aktuellen Sachstand zur Stadtentwicklung der Zehlendorfer Mitte.

zu 1) Gespräch mit der Bezirksbürgermeisterin: Am 10. Juni bekamen wir per E-Mail eine Einladung zu einem Gesprächstermin vom Büro der Bezirksbürgermeisterin Richter-Kotowski für den 21. Juli 2020.

Diese Einladung haben wir gerne angenommen und auf unserem nächsten Bi-Gruppentreffen Anfang Juli unsere Fragen beraten, aus der wir eine Tischvorlage für das geplante Gespräch am 21.07.2020 gemacht haben, die wir dem Bürgermeisterinnenbüro am 16.07.2020 per E-Mail zugesandt haben.

Miteinander reden ist ja bekanntlich immer gut, auch oder gerade wenn man unterschiedliche Einschätzungen hat oder gegensätzliche Meinungen vertritt.

Was Frau Richter-Kotowski auf unsere Fragen geantwortet hat, das können Sie in unserem Erinnerungsprotokoll gerne nachlesen.

Drei Punkte wurden klar: 1. Für Frau Richter-Kotowski ist die Stadtentwicklung der Zehlendorfer Mitte gerade eher nachrangig, da sieht sie aktuell im Bezirk andere Prioritäten. 2. Das einzige Projekt in Zehlendorf, was sie aktuell weiter vorantreiben will, ist das Rathaus-Abriss-Umbau-Neubau-Projekt. 3. Das Politikverständnis von Frau Richter-Kotowski folgt der Prämisse, erst amtsintern prüfen, beraten und entscheiden und dann die Öffentlichkeit informieren. Nach unserem Politikverständnis muss es genau anders herum laufen, Politik braucht Vertrauen und das entsteht nur, wenn man vorher miteinander redet.

zu 2) mehr Verkehrssicherheit und Gesundheit: In der Fokus-Runde auf unserem letzten Bi-Gruppentreffen diese Woche wurde schnell klar: eines der größten Probleme, das was die meisten in Zehlendorf Mitte stört, ärgert, besorgt, ist der Durchgangsverkehr.

Er macht krach, stinkt, ist gefährlich und betrifft alle, nicht nur die Schulwege. Wir wissen auch, dass Änderungen dauern. Aber es kann doch nicht sein, dass der einfachste Weg wäre, alle 100 Meter eine Kita zu gründen, damit endlich Tempo-30 überall mehr Sicherheit schafft

Die Hauptstraßenregelungen obliegen einer grünen Senatorin. Warum ist da in den letzten Jahren nichts sichtbares passiert? Denkt ihr in Berlin Mitte doch bitte mal auch an den Stadtrand. Wir brauchen hier dringend Einschränkungen beim Durchgangsverkehr (mehr Tempo-30 Abschnitte, mehr LKW-Durchfahrtverbote zumindest im ersten Schritt für den Schwerlastverkehr). Umgekehrt brauchen wir dringend mehr „Öffis“, also den Westzugang zum Bahnhof Zehlendorf, dichter S-Bahn-Takte, mehr Sharing-Angebote…

zu 3) Abriss-Umbau-Neubau-Planungen auf dem Rathaus-Areal: Da ist gerade ein Städtebaulicher-Wettbewerb in Vorbereitung und wird damit in den nächsten Monaten aus unserer Sicht zum zweiten Top-Thema.

Der offizielle Zeitplan, soweit wir das über informierte Kreise erfahren, ist folgender:
bis Ende 2020 amtsinterne Vorbereitung der Auschreibung für den städtebaulichen Wettbewerb für das Rathaus-Areal…
in 2021 städtebaulicher Wettbewerb läuft – Ergebnisse werden vorgestellt – öffentliche Diskussionen darüber…
in 2021 auf Basis der Wettbewerbsergebnisse Vorbereitung der Ausschreibung für einen Architekturwettbewerb für das Rathaus
in 2022 Architekturwettbewerb läuft – Ergebnisse werden vorgestellt – öffentliche Diskussionen darüber…
in 2023 Start erster Abriss/Umbau/Sanierungsmaßnahmen
bis 2026 soll der geplante Um-Neu-Bau fertig sein (so der Plan).

Parallel dazu sucht gerade die Bezirksamtsleitung nach Ausweichquartieren für erst einmal 200 und später nochmal 300 Mitarbeiter:innen. Die Quartiere sind schon jetzt nötig, vor dem möglichen Abriss- und Baubeginn in 3 Jahren, weil die erneute Asbestproblematik die Raumsituation im alten Rathaus nochmals schwieriger macht.

Wir konnten noch nicht erfahren, ob es Quartiere gibt und welche Abteilungen dann wo zu finden sind. Es ist ja aktuell sowieso eine ganz merkwürdige Situation mit unserem Rathaus der verschlossenen Türen und der Unerreichbarkeit.

Der wichtigste Punkt für 2020 ist aber, dass es nicht angehen kann, dass die Ausformulierung der Ziele/Anforderungen für den städtbaulichen Wettbewerb scheinbar ohne öffentliche Diskussion erfolgen soll. Dabei weiß jeder, der mal einen solchen Wettbewerb mitgemacht oder mitverfolgt hat: Die Planer planen nur das, was auch gefordert wird.

Wenn es nur um Büros geht, dann bekommt man nur Büros. Wenn man Wohnungen oder Musikschulen oder neue Formen und Räume für die Stadtbibliothek oder anderes öffentliches Leben nicht explizit benennt, bekommt man es auch nicht. Wenn man nur sehr unkonkrete Klimaziele fordert, bekommt man vielleicht ein gut gedämmtes Rathaus, wo am Ende keiner mehr ein Fenster aufmachen kann, aber eben nicht z.B. das erste Bürger-Rathaus, dessen Konstruktion voll auf Holz setzt. Wenn man nur ein Foyer fordert, das als glasüberdachte „Eingangssituation“ konzipiert ist, bekommt man im besten Fall eine schöne Bahnhofsvorhale, aber eben keinen Multifunktionsraum, der auch als Konzertsaal oder für anderes kulturelles Leben genutzt wird. Wenn man die aktuell kalkulierten 830 Büroarbeitsplätze als Muss definiert, dann bekommt man eben nicht unbedingt flexibel nutzbare Räume, die z.B. auch als Übungsräume der Musikschule oder sonstwie mit- oder umgenutzt werden. Und corona lehrt uns ja, dass von den ca. 800 Plätzen sinnvollerweise jederzeit auch 400 genauso effektiv ihre Arbeit von einem Home-Office-Platz aus digital miteinander und mit uns Bürgerinnen vernetzt machen können sollten. Bis 2026 sollte das doch hoffentlich spätestens digitaler Verwaltungsalltag sein.

Also, es lohnt sich, dass wir uns als Bürgerinnen und Bürger auf 5 bis 7 Anforderungen/Ziele einigen, die aus unserer Sicht unbedingt in die Auschreibung aufgenommen werden sollten. Und es lohnt sich, beginnend im September, die öffentliche Diskussion über den Text einzufordern, mindestens im Stadtplanungsausschuss, besser noch in einer gesonderten Bürgerinformationsveranstaltung des Bezirksamtes dazu im Rathaus.

zu 4) aktueller Sachstandsbericht zur Stadtentwicklung der Zehlendorfer Mitte: Laut Beschlusslage will/muss die Bezirksamtsleitung spätestens in der Dezember-Sitzung des Stadtplanungsausschuss einen aktuellen Sachstandsbericht zur Stadtentwicklung der Zehlendorfer Mitte vorlegen und veröffentlichen.

Aber wer weiß schon, ob es solche Sitzungen bis dahin überhaupt gibt. Der Online-Sitzungskalender des Bezirks sieht aktuell sehr dünn aus.

Also werden wir unabhängig vom Rathausgeschehen Ende Oktober, Anfang November selbst zu einer Bürgerversammlung einladen, so wie Sie es seit Jahren von uns gewohnt sind. Wann und wo genau die stattfinden wird, wollen wir auf unserem nächsten Bi-Gruppentreffen beraten.

Falls Sie Lust und Interesse haben, dabei mitzureden oder mitzuhelfen, melden Sie sich einfach bei uns oder kommen Sie zum Treffen dazu. Es findet statt am Dienstag, den 8. September 2020, ab 18:30 in unserem FLORA-Gemeinschaftsgarten (am einfachsten zu finden von der Clayallee kommend über den Kastinenhof gehend, dann linkshaltend Richtung Nordseite vom Kirchhofes der Alten Dorfkirche Zehlendorf). Da treffen wir uns aktuell regelmäßg draußen in der grünen, blühenden Flora und in einem offenen Rund mit coronamäßig sicherem Abstand.

Viele Grüße

Christian Küttner
Bürgerinitiative Zehlendorf