Das Bezirksamt informierte am 26.09.2017 im Rathaus über erste Vorschläge zur Umgestaltung der Zehlendorfer Mitte.
Danke dafür an unsere Bezirksbürgermeisterin, Frau Richter-Kotowski, und die anwesenden Fachplaner.
Hier finden Sie die vorgestellten Folien und Bilder zum Download.
Danke aber auch an Euch, dass so viele von Euch dabei waren, Fragen stellten und Vorschläge vortrugen und während der Veranstaltung und im Anschluß das direkte Gespräche mit den Fachplanern im Amt suchten.
Unsere Bezirksbürgermeisterin moderierte selbst den mit ca. 75 BürgerInnen gut besuchten Bürgersaal. An Hand von Fotos und Folien wurden von Vertretern der Fachbereiche Ideen des Bezirksamtes zur Umgestaltung in drei „Blöcken“ vorgestellt: Block 1 der nördliche Teil der Mitte (Kreuzung B1, Dorfaue bis Kirchstraße), Block 2 alles rund ums Rathaus Zehlendorf und Block 3 der südliche Teil rund um den S-Bahnhof Zehlendorf. Pro Block war Zeit für Fragen und Vorschläge und zur Diskussion.
Am Ende dankte Frau Richter-Kotowski den anwesenden Fachplanern für ihre Mitarbeit und uns BürgerInnen für die sachlichen Wortbeiträge.
Die Veranstaltung bittet sie als Zwischenbericht zu verstehen. Sie will diese Art der Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung gerne fortführen. Es soll nicht die letzte Versammlung zum „Stadtteilzentrum Zehlendorf Mitte“ bleiben.
Das ist ein Anfang. Erste Schritte für ein lebendiges Zehlendorf Mitte werden angekündigt und Anregungen der Bürger dafür sind erwünscht. Man kommt ins Gespräch.
Aber ein Gefühl von einem echten Aufbruch war da (noch) nicht zu spüren. Dafür braucht es wohl noch weiter Zeit zum Reifen.
Merkt Euch bitte für das weitere Reifen schon einmal Montag, den 13. November, vor.
Da wollen wir auf unserer 10. Bürgerversammlung über „Neue Perspektiven für Zehlendorf“ mit Euch und geladenen Gästen weiter beraten.
Viele Grüße
Christian Küttner
=== Nachfolgend ein paar Notizen von mir zur Veranstaltung gestern abend ===
Die konkretesten, kostengünstigsten und vergleichsweise schnell umsetzbaren Vorschläge kamen von Herrn Tietz, dem Leiter der bezirklichen Straßenverkehrsbehörde (StVB):
1. Der nebenläufige Straßenabschnitt des Teltower Damms zwischen Kirchstraße und Potsdamer Straße westlich des Dorfangers soll umgestaltet werden. Der nördliche Teil vor dem Standesamt und dem Gemeindehaus der Paulusgemeinde bis zur Potsdamer soll Fußgängerzone werden, der südliche Teil eine Einbahnstraße Richtung Kirchstraße (also nur noch über den Parkplatz hinterm Standesamt erreichbar). Der Taxiplatz soll von der Nordseite auf die Südseite und damit näher zum Rathaus und auch näher zum S-Bahnhof verlegt werden.
2. Die Ecke Kirchstraße, Martin-Buber-Str. soll umgestaltet werden, damit sie von allen Verkehrsteilnehmern sofort verstanden und mehr Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer erreicht wird. Unser Vorschlag dafür ist ein Minikreisel als Straßenmarkierung. Die StVB favorisiert eher einen Umbau zu einer T-Kreuzung. Dafür soll der Bürgersteig auf der Rathausecke so verbreitert werden, dass der südliche Teil der Martin-Buber klarer als Nebenstraße erkannt wird und die beiden Überwege für Fußgänger kürzer werden. Gesucht wird aber noch nach einer kostengünstigen Lösung, wie der in diesem Bereich befindliche Regenwasser-Ablauf weiter in Funktion bleiben kann. Wäre da eine Kreiselmarkierung mit einem farbigen Radstreifen als Rahmung nicht einfacher und kostengünstiger?
3. Der so genannte kleine Teltower Damm als Abzweig bei Blume 2000 hoch zum Postplatz soll zur Fußgängerzone mit Radverkehr werden. Das begrüßen wir. Damit wird ein Mehr an Verkehrssicherheit erreicht, weil keine PKW-Abbieger die Fahrrad- und Fußwege mehr kreuzen.
4. Das Endstück der Gartenstraße würde die StVB auch gerne als Fußgängerzone ausweisen, aber es fehlt noch ein Lösungsvorschlag, wo der Wendeplatz für LKWs entstehen kann. Der reine Straßenraum am Knick neben der S-Bahn ist für einen Wendhammer zu eng. Wir denken, da sollte das Gespräch mit der Adventsgemeinde oder der DB gesucht werden.
5. Die Anhaltinerstraße wird bald zur Fahrradstraße. Die Umbauarbeiten laufen und sollen noch im Herbst fertig sein. Als Fahrradstraße ist die Anhaltiner für Anwohner und den Lieferverkehr freigegeben, doch Autofahrer dürfen dort den Radverkehr weder gefährden noch behindern.
Soweit die ersten Vorschläge der StVB. Der Abend zeigte, es gibt noch einige andere Stellen, die ein Mehr an Verkehrsicherheit dringend nötig haben (z.B. die Gefahrenstellen an den Bushaltestellen). Da vieles davon aber nicht allein der Bezirk entscheidet, sondern über die Verkehrslenkung Berlin koordiniert wird, sagt die Erfahrung der StVB, das so etwas dauern kann.
Im Vergleich zu den konkreten Vorschlägen der StVB blieb das Grünflächenamt zur Umgestaltungen der Dorfaue bzw. des Dorfangers noch sehr wage („man will die Sträucher auf der westlichen Seite mehr zurückschneiden“), dabei gibt es viel Interesse und viele Ideen zur Aufwertung unseres kleinen „Stadtparks“.
Auch blieb das Stadtplanungsamt, was eigene Gestaltungsvorschläge betrifft, mehr als zurückhaltend. Da kennen wir selbst in Berlin inzwischen Stadtplanungsabteilungen mit mehr Freude an der Zukunft. Die Fotos konzentrierten sich auf Darstellungen des Ist-Zustandes und bei den „Vorschlägen“ beschränkte man sich fast ausschließlich auf die Aufzählung der Orte, an denen Verfahren des Stadtplanungsamtes in diesem Gebiet gerade laufen bzw. bald beginnen: Gebäude Berliner Straße 1-3 inkl. Vorplatz, Rathauskomplex, Zweiter S-Bahn-Zugang und Postplatz, ehemaliges Bahngelände an der Anhaltiner.
Die anwesende untere Denkmalbehörde sagte nichts. Auch war von der Wirtschaftsförderung kein Beitrag zu hören. Das kommt dann wohl erst auf einer der nächsten Versammlungen.
Am Ende der Versammlung wurde auch das Thema Parkraumbewirtschaftung aufgerufen und erwartungsgemäß kontrovers diskutiert.
Die StVB sagt dazu: Sie würde Parkraumbewirtschaftung in Zehlendorf Mitte gerne einführen. Zwei Parkzonen-Varianten wurden amtsintern bereits entworfen und als Graphik auch gezeigt.
Aber weil in den offiziellen Unterlagen des Landes Berlin für das Stadtteilzentrum Zehlendorf Mitte kein Handlungsbedarf in Sachen Parkraumbewirtschaftung ausgewiesen ist, fehlt die formale Voraussetzung zur Einführung. Eine Machbarkeitsstudie, durch die diese Voraussetzungen geschaffen werden können, müsste der Bezirk erst in Auftrag geben. Das kostet nach Ausage der StVB viel Geld.
Nach Rückfrage in anderen Bezirke kostet so ein Gutachten inkl. Anwohnerbefragung ca. 20.000 Euro und braucht einen Beschluss der BVV. Das Geld refinanziert sich binnen weniger Jahre durch die Mehreinnahmen der Parkraumbewirtschaftung für den Bezirk von selbst. Wir müssen also weiter warten, bis sich Mehrheiten in der BVV für diesen Beschluss abzeichnen.
Was kam gestern zu kurz?
Trotz Ankündigung wurde gestern nichts über Kosten, Investionplanungen bzw. Finanzierungen gesagt. Letzte Woche wurde in der BVV der Haushalt 2018/2019 des Bezirks beschlossen. Vielleicht steht dort ja mehr drin. Wir wissen es (noch) nicht. Die entsprechenden Dokumente sind online leider noch nicht abrufbar.
Was fehlte gestern?
Es fehlte irgendeine Form von Zeitplan und Verbindlichkeit. Und es fehlten konkrete Ziele (kein Wort zu Klimaschutzzielen, kein Wort zu Förderanträgen).
Offen blieb auch, warum man sich entschieden hat, vorerst auf professionelle Unterstützung und Begleitung des Stadtplanungsprozesses zu verzichten. Man will das alles erst einmal selber im Amt weiter planen, abstimmen, veröffentlichen und moderieren. Das kostet aber auf Dauer möglicherweise mehr Steuergeld und erfordert von uns Bürgern erfahrungsgemäß auch deutlich mehr Geduld.
Trotz alledem ging ich mit einem warmen Gefühl aus der Versammlung, das Bezirksamt hat nach einem Jahr interner Beratungen nun endlich das Bürgergespräch von sich aus gesucht und will erste Schritte zur Aufwertung Zehlendorfs gehen.
Aber am nächsten Morgen meldet sich doch der kühle Kopf wieder, der fragt, ob und wann aus den wage vorgetragenen Ankündigungen denn nun wirklich etwas wird.
Heutzutage gibt es (fast) alles im Internet. Wann setzt der Bezirk einen Online-Monitor für solche Planungsverfahren auf, in dem alle die Vorhaben mit Zeitplänen und Graphiken nachlesen können, wo es auch Möglichkeiten gibt, vor und nach solchen Versammlungen Anregungen und Kommentare abzugeben und zu diskutieren? Warum arbeitet die Verwaltung noch mit Technik von vorvorgestern?
Nach der Versammlung sprach ich unsere Bezirksbürgermeisterin an, ob wir die Folien und Vorschläge als PDF bekommen oder Online gestellt werden. Ja das soll kommen, war die Antwort.
Auch fragte ich unser Bezirksstadträtin, Frau Schellenberg, ob man Unterlagen zur „Machbarkeitsstudie zum Rathauskomplex“ und Pläne zum Rathaus einsehen kann bzw. wann mit der Veröffentlichung der Ergebnisse zu rechnen ist. Die Antwort war: Nein, vorerst nicht, das ist eine rein interne Studie.
Wir meinen: Vertrauen in die Verwaltung braucht mehr Transparenz. Warum werden in Berlin und unserem Bezirk nicht konsequent alle „normalen“ Vorgänge mit öffentlichem Interesse direkt online gestellt? Das Bezirksamt ist doch kein Geheimdienst.
Ich wünsche mir von der Bezirksregierung, von der Verwaltung und auch von unseren Bezirksabgeordneten mehr Mut zur Transparenz und mehr Gestaltungskraft für die Zukunft.
Die Versammlung gestern war ein guter Anfang. Aber da geht mehr.